Das schwarze Schaf der Familie?
In diesem, meinem allerersten, Review befasse ich mich mit dem Rollenspiel aus dem Hause BioWare: Dragon Age 2. Als Nachfolger des preisgekrönten und von Rollenspiel-Fans gefeierten Dragon Age Origins, erntete das 2011 releaste Spiel gerade von Fans der Reihe ordentliche Kritik. Ob diese meiner Ansicht nach gerechtfertigt ist oder nicht, das erfahrt ihr im Laufe dieses Reviews.GRAFIK
Gleich zu Beginn möchte ich betonen, dass ich nicht allzu viel Wert auf eine supertolle Grafik lege. Dennoch möchte ich ein paar Worte zur Grafik dieses Spiels verlieren.
Meiner Ansicht nach ist die Grafik von Dragon Age 2 weder sonderlich beeindruckend noch sonderlich schlecht. Sie ist durchaus ansehnlich, zieht aber dann im Vergleich mit den im selben Jahr erschienenen "The Witcher 2" und "TES V - Skyrim" dann doch deutlich den Kürzeren. Der ehere saubere und cartoon-artige Touch des Spiels stellt auch einen deutlichen Kontrast zum eher düsteren und dreckigeren Vorgänger, Dragon Age Origins, dar. Ich denke, dass diese zwei Gründe die Hauptursache dafür sind, dass das Spiel von grafischen Seite viele Fans und Tester ein wenig enttäuschte.
Deswegen ist meine Wertung für diesen Teilbereich: 5/10
Deswegen ist meine Wertung für diesen Teilbereich: 5/10
LEVEL DESIGN
Einer der größten geäußerten Kritikpunkte an Dragon Age 2 war dieser Aspekt. Wie schon sein Vorgänger setzt auch dieses Spiel auf ein schlauchartiges, lineares Design. Die Level sind jedoch, dem Gaming Gott sei Dank, ein ordentliches Stück kürzer als sie es noch in Origins waren (was einer der frustrierendsten Faktoren an diesem Spiel war). Daher schon mal ein persönliches Dankeschön dafür von mir an die Entwickler. Leider fallen diese kurzen Level negativ durch ihre ständige Wiederverwendung auf. Wenn man diesen Kritikpunkt teilweise noch damit rechtfertigen kann, dass das Handlungsgebiet nun mal auf eine Stadt und ihre Umgebung beschränkt ist, gibt es keine Entschuldigung, dass so ziemlich jede Höhle exakt dasselbe Design verwendet, mit minimalen Variationen, wie dass ein Tür zu einem vorher begehbaren Raum nun durch eine Wand abgetrennt ist. Ein weiterer Aspekt, den ich beanstande, ist die geringe Detailfülle in den Leveln. Die große Stadt Kirkwall und ihre Umgebung, vor allem die Bereiche in denen man auf Gegner trifft, wirken durch das Fehlen von Objekten, die den Raum ausfüllen, sehr leblos. Und für eine so große, von Flüchtlingen überflutete, Stadt ist sie auch sehr arm an NPCs, was der Atmosphäre schadet.
Alles in allem ist das Level Design der deutlich schwächste Punkt an diesem Spiel und wird meiner Meinung nach zurecht heftig kritisiert. Ich bewerte es mit 4/10.
Alles in allem ist das Level Design der deutlich schwächste Punkt an diesem Spiel und wird meiner Meinung nach zurecht heftig kritisiert. Ich bewerte es mit 4/10.
GAMEPLAY
Ein weiterer Punkt, der vielen Fans sauer aufstieß, war das eher Action-orientierte Gameplay. Verbrachte man im Vorgänger noch sehr viel Zeit pausiert um seine Schritte zu planen, ist dies in Dragon Age 2 ein ganzes Stück weniger relevant. Ich persönlich habe diese Pausenfunktion lediglich genutzt um mir kurz einen Überblick über Position und Art der Gegner zu machen. Ansonsten war es einfach nicht notwendig (an dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass ich lediglich auf dem einfachen und normalen Schwierigkeitsgrad gespielt habe). Auch ein Wechseln zwischen den Gruppenmitgliedern war nur selten nötig, wenn man einige grundlegende Einstellungen an den automatische eingesetzten Fähigkeiten vornimmt. Desweiteren gibt es weniger Möglichkeiten für geschickte Aufstellungen der Gruppe (Bogenschützen auf erhöhte Stellungen). Auf taktischer Ebene hat der zweite Teil verglichen mit dem ersten Teil also deutlich an Tiefe verloren. Das ist jedoch nicht zwangsläufig negativ. Mir kamen die Kämpfe in Dragon Age 2 deutlich weniger statisch vor, was dem Spielfluss zugute kam. Deswegen hat mich die Änderung nur äußerst geringfügig gestört. Was mir allerdings oft auf die Nerven ging, waren bestimmte Mechaniken, die einige Bosskämpfe ewig unnötig verlängern konnten ([SPOILER]Ja, ich rede von dir, Hoher Drache, der sich gefühlt alle zwei Minuten zurückzieht und mir eine Horde Drachlinge auf den Hals hetzt und mich währenddessen mit Feuerbällen bombardiert. Trotz seiner riesigen Health Bar).
Ein weiterer Punkt, den man ansprechen sollte, ist das veränderte Perksystem. Im Vergleich zu Origins sind die Abhängigkeiten voneinander der Perks visuell besser dargestellt. Auch die Möglichkeit nicht nur neue Perks freizuschalten, sondern auch bereits freigeschaltete zu verbessern, finde ich sehr angenehm. Insgesamt gibt es genug Perks um seinen Charakter wunderbar zu individualisieren, auch im Rahmen derselben Klasse (z.B. unterschiedliche Arten einen Nahkampf-Assassinen zu spielen). Was mir jedoch daran stört, ist dass diese Individualisierung nur beim Hauptcharakter sinnvoll möglich war. Die Gruppenmitglieder sind auch von den Auswahlmöglichkeiten fest auf ihre von den Entwicklern zugedachte Rolle als Tank oder Healer zugeschnitten. So ist es mit möglich den Magier Anders als Kampfmagier zu spielen oder die Elfin Merrill als Heilerin. Das lassen die Perks nicht zu. Das ist äußert Schade, denn dadurch wird man gezwungen jemanden wegen seiner Rolle mitzunehmen, den man nicht so sehr mag, insbesondere da es für jede Rolle nur einen möglichen Charakter gibt. Das Attributsystem hat unterscheidet sich nur geringfügig vom Vorgänger. Das ist eigentlich sehr positiv, nur leider gibt es immer noch absolut keinen Grund in etwas anderes als klassenrelevante Attribute Punkte zu investieren, weil der Tank sowieso die gesamte Aufmerksamkeit der Gegner aus sich zieht und Heilungsmagie immer noch ziemlich overpowered ist.
Doch wie soll ein Held seine Gegner ohne Rüstung und Schwer besiegen? Zum Glück gibt es sehr viele Ausrüstungsgegenstände für jede der drei Klassen und jede Rolle, sodass man seinen Hauptcharakter mit unzähligen, schön designeten Waffen und Rüstungen ausstatten kann. Wohlgemerkt, nur seinen Hauptcharakter. Denn auch hier hat BioWare den Begleitern keine Liebe geschenkt. So ist es anders als im Vorgänger nicht mehr möglich seine Gefährten mit gefundenen Rüstungen auszustatten (im Fall eines coolen Zwergs mit überlauniger Armbrust nicht mal mit Waffen), sondern lediglich für ihre Rüstungen Upgrades zu kaufen oder zu finden. Eine zwar nicht wirklich störende, aber dennoch absolut unnötige Änderung.
Man kann auch wieder mithilfe von verschiedenen Zutaten Runen und Tränke herstellen. Ich habe diese Funktion nur selten genutzt, da man beides zuhauf von seinen Gegnern bekommt. Trotzdem ein nettes Feature.
Die Kameraführung war solide, ich hatte nie Probleme damit, egal in welcher Situation.
Insgesamt hat mir das Gameplay trotz einiger Schönheitsfehler sehr gut gefallen und hat äußerst viel Spaß gemacht. Hier kann ich die Kritik zwar nachvollziehen, teile diese Meinung aber nicht. Deswegen gibt es hier von mir eine solide 7/10.
STORY
Das A und O eines guten Rollenspiels ist eine gute Story. Ohne dieses Element, können alle anderen Faktoren perfekt sein, das Spiel wäre trotzdem nur mittelmäßig. Auch hier erntete Dragon Age 2 massive Kritik seitens der Community. Die Story sei langweilig, die Charaktere uninteressant.
Aber was passiert eigentlich in Dragon Age 2 (spoilerfrei)? Der Protagonist Hawke musste mit seiner Familie während der Fünften Verderbnis (den Ereignissen von Dragon Age Origins) aus seinem zerstörten Heimatdorf in die Ferne Stadt Kirkwall fliehen. Dort versucht er sich einen Namen zu machen und gerät so immer tiefer in einen Konflikt, der die ganze Welt verändern sollte.
Die Story erstreckt sich über sieben Jahre und während dieser Zeit verändert sich das Leben sowohl des Protagonisten als auch seiner Gefährten. Sie ist durchaus interessant, jedoch seltener mit epischen Momenten gespickt, die Origins auszeichneten. Die Story ist zwar nicht ganz so gut wie die des ersten Teils, jedoch keineswegs so schlecht wie immer beschrieben, denn ihr gelang es mich viele Stunden vor den Bildschirm zu fesseln.
Daran hatten mit Sicherheit die gut geschriebenen und wunderbar vertonten Charaktere ihren Anteil. Ich kann absolut nicht verstehen, wie man sagen kann, dass die Charaktere weniger interessant sind als die in Origins, denn sie sind absolut auf demselben, grandiosen Niveau (BioWares größte Stärke ist eindeutig Charakterdesign). Die Dialoge mit meinen Gefährten und die zwischen ihnen, sind lustig und interessant, ich habe mich teilweise weggeschmissen, wenn beispielsweise Aveline und Isabella ihre gegenseitige Abneigung zum Ausdruck brachten. Sie haben jeder eine individuelle, interessante Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte und es machte Spaß diese näher kennen zu lernen. Auch die Nebencharaktere sind hervorragend umgesetzt und hauchen den zahlreichen, relevanten (nur wenige Aufgaben ala "Töte zehn Wölfe" oder "Bring mir 20 Heilpflanzen") Nebenquests Leben ein. Man hat immer was zu tun, aber nie so viel, dass man sich von der Anzahl der Quests im Journal überwältigt fühlt (wie es mir in Origins oft ging). Auch die Beziehungen zwischen Hawke und seinen Gefährten ist in diesem Teil mehr auf die Handlung zentriert. Durch die Abschaffung des übertriebenen Geschenksystems, mit dem man im Vorgänger viele "falsche" Antworten wieder ausgleichen konnte, haben deine Handlungen einen größeren Einfluss auf die Meinung der Gefährten.
Damit man nicht immer im Dunkeln tappt, welche Auswirkungen welche Aussage hat, wurde das Dialogsystem deutlich spürbar an das der "Mass Effect" Reihe angepasst. Die das Gespräch voranbringenden Aussagen wurden grob in drei Kategorien eingeteilt: Freundlich, Humorvoll und Aggressiv, die auch mit entsprechenden Symbolen gekennzeichnet sind. Diese sind wie die Dialoge der Gefährten und NPCs wunderbar geschrieben, gerade der humorvolle Weg führte zu einigen heftigen Lachanfällen meinerseits. Allerdings hat dieser Weg auch den Nachteil, dass so einige der so eingestuften Antworten nicht sonderlich witzig oder auch nur ironisch sind. Die Fragen oder Antworten, die das Gespräch vertiefen, sind dann auf der anderen Seite. Schön fand ich auch die Möglichkeit in einigen wenigen Situationen den Begleitern die Entscheidung zu überlassen oder diese um ihre Meinung zu fragen.
Alles in allem steht die Story von Dragon Age 2 die von Origins kaum nach und die Charaktere, insbesondere die questrelevanten NPCs, sind sogar meiner Ansicht nach sogar noch eine Spur besser. Die Kritik vieler Fans an dieser Stelle kann ich absolut nicht nachvollziehen, daher wohlverdiente 9/10.
FAZIT
Warum Dragon Age 2 von vielen Fans der Reihe so schlecht bewertet wurde, liegt denke ich daran, dass sie erwartet haben ein zweites Dragon Age Origins zu erhalten, wovon sich dieser Teil doch ordentlich unterscheidet. In einigen Punkten ist das nach hinten losgegangen, in vielen anderen fand ich die Änderungen jedoch sehr positiv. Die Story und die Charaktere sind, wie von BioWare, den Königen der Rollenspiele, zu erwarten, erste Sahne und haben die eher mittelmäßige Grafik und das schlechte Leveldesign wieder ausgeglichen. Auch das Gameplay war, bis auf einige Schönheitsfehler, sehr spaßig und meiner Ansicht nach ein ganzes Stück besser und dynamischer als in Dragon Age Origins.
Insgesamt also gibt es von mir:
7/10
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