Sonntag, 23. November 2014

Honest Game Review #03 - Champions: Return to Arms

Erwacht, Champion, ihr werdet gebraucht

Als eines meiner meistgespielten Spiele auf der Playstation 2, war es klar, dass ich irgendwann dieses 2005 releaste Hack&Slay aus dem Hause Snowblind reviewen muss. Es ist der Nachfolger von "Champions of Norrath" und angesiedelt im Everquest Universum. Aber wie gut ist denn dieses Spiel nun wirklich? Das erfahrt ihr sogleich.

Grafik

Zur Grafik lässt sich eigentlich nur ziemlich wenig sagen. Für ein Playstation 2 Spiel ist sie auf jeden Fall solide, schlechter als einige andere, aber auch besser als so manche. Die Charaktermodelle sehen recht realistisch aus und die Texturen sind auch ganz schön anzusehen. Im Gegensatz zum Vorgänger ist auch eine kleine, aber dennoch bemerkbare Verbesserung zu erkennen.

Alles in allem ist "Champions - Return to Arms" auch heute noch relativ schön anzusehen, obwohl es natürlich heute keinen Blumentopf mehr dafür gewinnen würde. Ingesamt erhält das Spiel von mir für diesen Teilbereich eine solide 6/10.

Leveldesign

Die Level in diesem Spiel sind unterteilt in mehrere Ebenen unterteilt, sogenannten Ebenen der Macht, die einem speziellen Thema folgen. Beispiele wären da zum Beispiel die "Ebene des Krieges", die aussieht wie Schlachtfeld oder die "Ebene der Krankheiten", die total verrottet und verdorben aussieht (und ganz nebenbei echt eklig ist). Diese Thema ist wirklich schön umgesetzt, auch wenn die Ebenen zeitweise relativ leer wirken.
An sich sind die Level sehr linear gestaltet, auch wenn es einige Abzweigungen vom Hauptweg gibt, auf denen man zusätzliche Gegner für Erfahrungspunkte und/oder Truhen für zusätzliche Ausrüstung abstauben kann, Entdecker werden als belohnt. Zusätzlich sind die Level offenbar nicht Zufalls-generiert wie noch viele Dungeons des Vorgängers, was den Wiederspielwert deutlich mindert, besonders angesichts des Schwierigkeitsgrad Systems (auf welches ich zu einem späteren Zeitpunkt näher eingehen werde), da man den Aufbau der Level schnell kennt und dieses deswegen schnell langweilig wirken.
Zwei kleinere, positive Aspekte sind, dass einige wenige Teile der Umgebung zerstörbar sind (man kann Wände einschlagen, um versteckte Räume zu finden) und Umgebung kann auch tödlich sein. Wenn man zum Beispiel in Lava läuft, ist man sehr schnell sehr tot.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Spielwelt zwar schön und abwechslungsreich gestaltet ist, sie aber trotzdem wegen ihrer Linearität und nicht generischem Aufbau schnell langweilig wird. Daher vergebe ich hierfür 7/10.

Gameplay

Wie ihr wisst, ist die Story für mich meistens der entscheidende Faktor bei einem Spiel. Nun, Hack and Slays stellen da eine Ausnahme da. Hier ist es mir viel wichtiger, dass das Gameplay stimmt als dass es eine tolle Story hat. Denn hier geht es hauptsächlich ums Monster schnetzeln. Und davon gibt es in "Champions - Return to Arms" mehr als genug. Von Orks, über Froschmenschen, bishin zu Maschinenkrieger, die Anzahl an Gegnern, die sich einem entgegenstellen ist groß. Das Schöne dabei ist, dass jeder Monstertyp auch über ein individuelles Angriffsmuster verfügt, deren Kenntnis der Schlüssel zum Sieg ist, insbesondere auf höheren Schwierigkeitsgraden. Auch Blocken ist eine essenzielle Mechanik, ohne die man gerade gegen mehrere Gegner ganz schön alt aussieht. Auch die vielen Bosskämpfe sind großteils ziemlich fordernd (zumindest ab dem Schwierigkeitsgrad Kämpfer) und auch interessant ([Spoiler] Fun Fact: Bei unserem ersten Spieldurchlauf, sind ein Freund ich gegen einen Endboss, einen Drachen, ungefähr 87 Mal gestorben. Wir waren da aber auch echt schlecht!).
Nun verbleibt die Frage: Mit wem stellt man sich eigentlich diesen Horden an Gegnern? Hierzu erstellt man sich am Anfang einen Charakter aus sieben Rassen, die gleichzeitig auch die Klassen darstellen. Neben den üblichen Verdächtigen, wie menschlichen Babaren oder hochelfischen Klerikern, kann man sich auch einen Schamanen der Echsenmenschen oder einen Berserker der Katzenmenschen erstellen, wobei es letztere im Vorgänger noch nicht gab. Diese kann man dann durch einige Auswahl Optionen, wie Haut- und Haarfarbe, individualisieren und ihr einen Namen geben. Keine große Sache, aber für dieses Spiel ausreichend und verhindert, dass man Stunden im Charaktereditor verbringt. Gut gefallen hat mir auch die Option Charaktere aus einem anderen Speicherstand oder sogar dem Vorgänger zu importieren. Die Klassen sind eigentlich relativ balanced, jede hat sowohl ihre Stärken als auch ihre Schwächen und ist auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert. Der Barbar ist also eher der Nahkampf-Tank, wogegen der Edruit eher auf Fernkampfmagie setzt. Jede Klasse hat auch einen eigenen Fähigkeitenbaum, auch wenn sich einige Fähigkeiten überlappen. Die Bäume der Klassen, die es schon in "Champions of Norrath" gab wurden auch leicht überarbeitet und häufig durch neue Fähigkeiten erweitert. Und wie schaltet man neue, stärkere Fähigkeiten frei? Ganz traditionell. Durch das Töten von Gegnern erhält man Erfahrungspunkte, hat man genügend von diesen angesammelt steigt man eine Stufe auf und kann drei Punkte in eines von vier Attributen investieren und einen Punkt in eine neue Fähigkeit, die auch eine Stufenbeschränkung haben. Neben aktiven Fähigkeiten, gibt es auch passive, mit denen man zum Beispiel seine passive Lebensregeneration steigern kann. Da die Änderungen sich deutlich darin wiederspiegeln wie stark der Charakter ist, freut man sich wirklich auf jeden Stufenaufstieg.
Ein kleiner Nachteil des Spiel ist, dass es keinen anpassbaren Schwierigkeitsgrad gibt, ist das Spiel zu einfach oder zu schwer, muss man eben erstmal damit leben. Denn man startet das Spiel auf der leichtesten Stufe und spielt es einmal durch. Danach wird der nächste Schwierigkeitsgrad freigeschaltet. Für jeden der vier Schwierigkeitsgrade (Anfänger, Kämpfer, Held und Legende) gibt es ein empfohlenes Level. So sollte man Kämpfer mit einem Charakter ab Stufe 30 spielen, wogegen Legende zu Stufe 65 rät. Anfänger ist noch recht einfach (kann man also als Übungslauf sehen), aber Kämpfer zieht die Schwierigkeit jedoch ordentlich an (trotz mehr Fähigkeiten, bzw. gerade deshalb). Held und Legende habe ich selbst bisher noch nicht gespielt, aber Kämpfer ist schon recht anspruchsvoll und verlangt einem einiges an Taktik ab.
An vielen, strategisch günstigen Orten (zum Beispiel vor Bosskämpfen) sind deshalb Speicherpunkte und Portale verteilt. An Speicherpunkten kann man das Spiel sichern und man wird dort nach seinem Tod wiederbelebt. Portale ermöglichen Schnellreisen von einem Portal zum Nächsten. Diese sind aber relativ nutzlos, da man auch Portal-Rollen kaufen kann. Mit diesen kann man sich zum Händler teleportieren (den Ort, den man bei weitem am meisten aufsucht) und von dort auch wieder zurück - alles mit einer einzigen Rolle. So nützlich das ist, es macht die stationären Portale ziemlich nutzlos.
Das Stichwort Händler bringt uns zu einem weiteren extrem wichtigen Punkt: Den benutzbaren Gegenständen. Denn was wäre ein Hack&Slay ohne eine Vielzahl an Items? Davon gibt es wirklich Unmengen. Von den in diesem Spiel wirklich extrem wichtigen Heil- und Manatränken, die mit den bereits erwähnten Portal-Rollen wirklich bei weitem die wichtigsten Gegenstände, bis zu Unmengen an Waffen und Rüstungen. Letztere sind auch recht schön gestaltet, mit einem kleinen Schönheitsfehler. Denn so sehr sie sich auch durch ihre Werte unterscheiden, die Modelle werden sehr häufig wiederverwendet, was dann doch recht Schade ist. Auch wirklich feste individuelle, mächtige Waffen oder Sets sucht man vergebens, denn sämtliche Ausrüstung ist wirklich ausschließlich Zufalls-generiert. Ein weiterer negativer Punkt, der mir nicht gefallen hat, ist, dass man auch auf hohen Level total nutzlose und auch wertlose Ausrüstung findet (beispielsweise auf Stufe 30 Waffen, die man auf Stufe 15 benutzt hat), die wirklich keinen Zweck erfüllt als das Inventar zuzumüllen. Das hätte man sicher eleganter lösen können. Ein weiterer Knackpunkt ist, dass die findbare Ausrüstung häufig wesentlich besser ist als die Ausrüstung der Händler, so dass man nur mit sehr viel Pech Gold, welches man Zuhauf bekommt, in Waffen oder Rüstungen investieren muss. Dafür kann man seine Ausrüstung mit findbaren Aufwertungen (wie Beispielsweise einem Feuerkäferauge oder einem Schleifstein) magisch verbessern und individualisieren.
Die Steuerung ist simpel und leicht erlernbar. Dreieck und Kreis für Fähigkeiten, Viereck zum Interagieren, X zum Angreifen, R1 zum Blocken, R2 für Heiltränke, L1 zum Wechsel zwischen Fern- und Nahkampfwaffe und L2 für Manatränke. Im Nahkampf ist die Steuerung mit dem Controller recht präzise und schön spielbar, mit Bogen oder besonders mit Magie ist sie dann doch relativ haarig. Aber alles in allem ist die Steuerung solide und verlässlich.
Das Spiel lässt sich im Kampangenmodus spielen, bei dem man die Geschichte spielt oder im Arenamodus, in dem man in mehreren Runden gegen immer schwerere und größerere Gegnergruppen kämpft, bis man das Zeitliche segnet. Beide lassen sich alleine oder mit biszu vier Spielern spielen (ab drei Spielern benötigt man ein Multitap Adaptor). Leider wird das Balancing nur im Bereich Ausrüstung der Spieleranzahl angepasst, aber nicht was Anzahl und Stärke der Gegner angeht. Jedenfalls habe ich keinen Unterschied festgestellt. Auch Erfahrungspunkte gehen hauptsächlich an den Spieler, der den Gegner getötet hat, sodass ein oder mehrere Spieler immer hinter dem/den anderen zurückbleiben. Der Multiplayer hätte also noch etwas Feinschliff benötigt, ist jedoch dennoch eine gute Sache.

Trotz seiner vielen Fehler, bietet das Gameplay "Champions - Return to Arms" ein schönes Spielgefühl und alles was ein Hack&Slay braucht. Deswegen vergebe ich hierfür eine 8/10.

Story

Wenn dieses Spiel eine Schwäche hat, dann ist es die wirklich extrem schlechte Geschichte. Aber bevor ich darauf eingehe, worum geht es denn eigentlich:
Die Herrin der Ebene der Lüfte, bekannt aus dem Vorgänger, bittet den Champion um Hilfe, denn die Mächte des Guten führen einen erbitterten Krieg gegen die des Bösen und stehen kurz vor dem Sieg, als eine unbekannte Macht sie alle auslöscht. Wo Armeen versagt haben, muss natürlich ein Held ran. Das ist der Spieler. Auf dem Schlachtfeld werden wir von der Herrin der Ebene der Finsternis angesprochen, die uns auf unsere Seite ziehen will, an diesem Punkt muss man sich für eine Seite entscheiden. Später findet eine mysteriöse Scherbe und in jedem weiteren Level eine weitere, die sich als Schlüssel zum Sieg herausstellen.

Klingt lahm? Ist es auch. Die Geschichte ist eine lieblose Gut-Böse Geschichte, bei der die Entscheidung eine unbedeutende Rolle spielt. Man spielt, bis auf wenige Ausnahmen, dasselbe Level, als böser Charakter ist es deine Aufgabe Chaos und Zerstörung zu bringen, als Guter möchtest du das eben verhindern. Was es mit den Scherben auf sich hat (und damit mit seiner eigentlichen Mission) erfährt man auch erst etwas ab Mitte der Geschichte. Als wäre das nicht schlimm genug, erzählt "Champions - Return to Arms" im Gegensatz zum Vorgänger nicht mal eine zusammenhängende Geschichte. Statt seinem Erzfeind auf verschiedenen Wegen durch das ganze Land zu folgen, reist man hier durch ein Portal von Ebene zu Ebene, um Missionen zu erfüllen, deren Auswirkungen man nie wirklich sieht. Das einzige, was diese Missionen verbindet, sind die mehrfach erwähnten Scherben. Ein kaum sichtbarer, roter Faden. Interessen an der Geschichte kommt eigentlich nie auf, sich durch die Gegnermassen zu schlagen und Gegenstände zu sammeln, ist einfach wesentlich spaßiger und auch interessanter. Jeder neu gefundene Gegenstand ist spannender als die gesamte Geschichte. Und obwohl die Story in einem Hack&Slay eher unbedeutend ist, so beweisen sowohl der Vorgänger "Champions of Norrath" als auch die "Diablo"-Reihe, dass auch diese Art Spiel eine zumindest vernünftige Story haben kann.
Auch die Charaktere sind, bis auf wenige Ausnahmen, leb- und lieblos. Der Finale Boss ist auf beiden Seiten ein Unbekannter, weder die Herrin der Lüfte, noch die Herrin der Finsternis, die Charaktere mit denen du bei weitem am meisten zu tun hast, haben eine nennenswerte Persönlichkeit (letztere taugt wenigstens als "Sex Sells" Taktik, da sie fast vollständig unbekleidet ist; ihre Brüste werden nur von ihren Haaren verdeckt). Einzig bei den Dialogen der wenigen Gnome in diesem Spiel, habe ich lachen müssen.

Die Story von "Champions - Return to Arms" ist wirklich ein Armutszeugnis. Eine total langweilige 0815 Geschichte, gepaart mit total leblosen Charakteren ergibt eine der schlechtesten Geschichten, die ich je gespielt habe und in diesem Bereich einen deutlichen Rückschritt gegenüber dem Vorgänger. Mehr als eine 2/10 verdient diese Geschichte bei aller Großzügigkeit nicht.

Fazit

"Champions - Return to Arms" ist ein spaßiges Hack&Slay, dass jeden, der gerne Gegenstände sammelt und Gegnerhorden schlachtet, vollauf zufrieden stellen wird und auch nach mehreren Durchläufen noch Spaß macht. Es hat seine Fehler, sicher, aber auch diese und die Geschichte, die man auf den [Spoiler] Schrottplatz des zweiten Level werfen kann, können den Spielspaß nur geringfügig bremsen. Denn bei einem Hack&Slay ist hauptsächlich das Gameplay entscheidend und das ist gut. Daher vergebe ich als finale Wertung:

7/10



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