Donnerstag, 7. Mai 2015

Honest Talk #01 - Die "Paid Modding" Diskussion

Hallo allerseits. In diesem heutigen Post geht es nicht um ein Review oder irgendwas spaßiges. Es hat zwar mit Gaming und der Internetkultur zu tun. Aber diesmal mit einem ernsteren Thema.
Hierzu sei gesagt, dass ich mich wirklich bemühe nicht ausfallend zu werden, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich das tierisch ankotzt und mich wirklich wütend macht.
Dann kommen wir mal zum Thema:


Einige von euch haben sich von dem Versuch gehört, den Valve (das Studio hinter Steam) und Bethesda (das Studio hinter Oblivion, Skyrim, Fallout, etc.) gestartet haben: Die Möglichkeit auf dem Steam Workshop Mods (=Modifikationen für Spiele) für Skyrim gegen Bezahlung anzubieten. Das Ziel dahinter war ganz einfach: Dass Modder so motiviert werden größere und qualitativ hochwertigere Arbeit abzuliefern, da sie nun nicht mehr ihre Freizeit unentgeltlich für ihre Projekte opfern, sondern dafür eine Entlohnung erhalten, wodurch sie mögliche Unkosten denken könnten. Bethesda und Valve haben gehofft, dass es dadurch mehr große Projekte wie Falskaar, eine Mod, die ein neues Land samt vertonter Quest, toller Landschaft hinzufügt, die also praktisch ein kostenloses DLC ist. Kleine Randnote hierzu: Der Ersteller dieser Mod hat wegen dieser Arbeit einen Job bei einem Entwicklerstudio bekommen, nämlich bei Bungie (bekannt für Spiele wie die ersten Spiele des Halo Franchise oder dem MMO Shooter Destiny).
An dieser Stelle möchte ich euch erklären was Modder solcher großen Projekte leisten: Sie stecken tausende von Stunden in ihr Projekt, sodass wir diese unentgeltlich spielen können. Viele dieser Modder müssen nebenbei noch arbeiten, sie haben auch noch andere Verpflichtungen. Chesko, der Autor von Frostfall (der sehr beliebten Mod, die ein funktionierendes Temperatursystem in Skyrim einfügt) und anderen aufwändigen Mods, sagte, dass er seine Zeit 50/50/50/50 zwischen seinem Hauptberuf, seiner Arbeit für ein Entwicklerstudio, Zeit mit seiner Verlobten und seinem Studium aufteilen muss. Trotzdem hat er die Zeit gefunden uns noch viele tolle Mods zu liefern.
Einer der Entwickler der Total Conversion (einer Mod, die eigentlich nur die Engine eines Spiels benutzt und sonst alles andere ändert) Enderal - Trümmer der Ordnung hat gesagt, dass er und der Rest des Hauptteams von SureAi zwischen 15000 und 20000 Stunden in ihr Projekt gesteckt haben - ein Projekt, dass sie uns ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen, nachdem sie so lange neben ihren Berufen daran gearbeitet haben.
Nur damit ihr eine Vorstellung von der unglaublichen Leistung dieser Leute habt, für die ich sie aufrichtig respektiere und bewundere.

Nachdem nun dieses System von Valve und Bethesda vorgestellt wurde, brach ein riesiger Shitstorm los. Viele Leute in der Modding Community prophezeihten das Ende des Modding. Sie sahen darin den Grundgedanken des Modding (Von Spielern - für Spieler) gefährdet. Viele weigerten sich von vornherein das zu unterstützen. Es war ein sehr kontroverses Thema, von Anfang an.
Zu meiner Meinung zu diesem Thema sei viel folgt gesagt: Ich war sehr skeptisch und hatte große Bedenken dabei. Hierzu will ich sagen, dass ich alles andere als ein Gegner von der Idee an sich bin. Im Gegenteil, ich finde sie total genial, sofern die Menge an Content die Bezahlung rechtfertigt. Ich wäre durchaus bereit 20-30€ (oder sogar den vollen Preis für ein AAA-Spiel) für eine Mod wie Falskaar oder Enderal zu bezahlen. Aber für eine neue Rüstung weiß ich nicht ob ich überhaupt bereit wäre etwas zu bezahlen, sofern die Qualität das nicht rechtfertigt und selbst dann könnte man (meiner Ansicht nach) nicht sehr viel dafür verlangen. Steam Greenlight und Kickstarter Projekte zeigen aber, dass ein solches System große Vorteile bringen kann. Viele Spiele-Perlen wie Wasteland 2, Pillars of Eternity und dergleichen wurden nur dadurch realisierbar.
Aber was mir hierbei Kopfzerbrechen bereitete, war die Umsetzung für die sich Valve und Bethesda entschieden haben. Nachdem ich mich in die Thematik eingelesen habe, fielen mir folgende Fehler/Probleme an der Sache auf:
1) Die Aufteilung der Einnahmen
Die sollte wie folgt aussehen: 25% der Einnahmen gehen an den Ersteller der Mod, während 30% an Valve gehen und ganze 45% an Bethesda. Einer der größten Kritikpunkte an dem System. Warum sollten Valve, die lediglich die Vertriebsplattform stellen, und Bethesda, die lediglich die Engine und das Modding Tool bereitgestellt haben (und das Copyright besitzen, was wohl der springende Punkt ist), deutlich mehr verdienen als die Person/die Gruppe, die den Löwenanteil der Arbeit leistet? Valves Anteil kann ich sogar noch einigermaßen verstehen, die Serverkosten und die Bearbeitung/Moderation könnten das vielleicht rechtfertigen. Aber Bethesda? Welche Kosten oder Risiken rechtfertigen, dass sie den größten Anteil an den Einnahmen bekommen? Ich kenne mich nicht sonderlich gut mit Wirtschaft aus, aber das klingt einfach falsch für mich.
Erschwerend hinzu kommt, dass, soweit ich das mitbekommen habe, der Autor der Mod erst ausgezahlt wird, nachdem er 100€/$ damit eingenommen hat. Sprich, dass die Mod 400€/$ eingespielt haben muss, bevor überhaupt Geld fließt. Und das klingt für nach reiner Abzocke. Wir bezahlen euch erst, wenn wir sicher gestellt haben, dass sich das auch ordentlich verkauft. Und wenn nicht, dann habt ihr halt Pech. Noch dazu trägt der Erschaffer der Mod die Risiken (dazu später mehr) und damit hatte ich ein sehr großes Problem.
2) Grundsatzfrage
Ein weiteres großes Problem. Ein wichtiges Element der Modding Community war, dass untereinander geteilt wird. Auf Anfrage kann Modder A Elemente von Modder B für sein Projekt verwenden. Ein System, das sehr gut funktioniert hat, vor allem da Modding auf einem simplen Grundsatz beruht: Von der Community - für die Community. Bezahlte Mods spalteten diese Community, insbesondere die Autoren, in zwei Lager: Die, die für ihre Arbeit bezahlt werden wollten und die, die das grundsätzlich ablehnten, da es dem aufgestellten Modderkodex widersprach. Und hier fingen die Probleme an:
Viele Mods sind von anderen Mods abhängig: Inzwischen ist das von der Community erstellte Plug-In "SKSE" (Skyrim Script Extender) praktisch Pflicht. Auch das Interface Overhaul "SkyUI" wird bei vielen Mods benötigt. Wenn diese nun ihren Content (z.B. Updates im Falle von SkyUI) nur gegen Bezahlung veröffentlichen oder die Benutzung ihrer Kreationen in bezahlten Mods untersagen, dann würde das die Community spalten und vielleicht alles zerstören, was sie auszeichnet. Das war jedenfalls die Furcht.
Dieser Konflikt wurde bald handfest: Chesko verwendete in einer neuen Mods, für die man zahlen muss, Animationen von jemanden, der dies strikt ablehnt. Obwohl die beiden das schnell geklärt hatten und die Mod entfernt wurde, der Streitpunkt blieb bestehen (dazu später mehr, das ist der Hauptpunkt dieses Blogs).
3) Rechtliche Lage und Risiken
Ein weiterer Punkt, der mir problematisch erschien, war das Rückgaberecht. Nachdem man eine Mod gekauft hat, hat man einen Tag Zeit sie zu testen und notfalls zurückzugeben. Das Problem hierbei ist, dass Modding in Skyrim eine komplizierte Sache ist. Wenn man nicht aufpasst, können Konflikte zwischen Mods einem den Spielstand oder die ganze Installation zerschießen, sodass das Spiel praktisch nicht mehr spielbar ist. Nur leider dauert es oft eine ganze Weile, bis man diese Folgen bemerkt. Und oft länger als ein Tag. Danach kann man die Mod, für die man Geld bezahlt hat, nicht mehr zurückgeben, obwohl man sie nicht nutzen kann.
Und was ist wenn ein Kunde den Autor deswegen verklagt? Dann hat er ein Problem. Denn das Risiko liegt hierbei, so Bethesda und Valve, klar beim Autor, obwohl der am wenigsten daran verdient und auch mehr zu verlieren hat (eine große Firma kann eine Klage eher wegstecken als eine Privatperson. Ist einfach so). Das ist meines Erachtens einfach nur ungerecht.
Ein weiterer Punkt wurde von einem der Modder bei SureAI angesprochen: Viele Programme, die Modder nutzen, dürfen sie nur kostenfrei verwenden, weil es für eine non-kommerzielle Nutzung ist, sprich, dass die Modder daran nichts verdienen. Um diese auch bei bezahlbaren Mods nutzen zu dürfen, müssten sie sich eine häufig extrem teuere Lizenz erwerben. Selbiges gilt für die Vertonung, die bei einigen Projekten freundlicherweise von Tonstudios kostenfrei übernommen wird. Kostenfrei, solange es non-kommerziell ist. Würden beispielsweise SureAI sich dazu entscheiden ihre Total Conversion Enderal zu verkaufen, würde für die professionelle Vertonung Kosten in Millionenhöhe entstehen. Wenn man dann noch die Lizenzen für die Programme dazurechnet, ist es äußerst fraglich ob man diese Kosten mit den Einnahmen wieder einspielen könnte, geschweige denn ob man einen Gewinn hätte (vor allem, da sie auch die Server Kosten ihres Projektes aus eigener Tasche bezahlen). Und selbst wenn, dann müsste man das Spiel wohl mit dem Preis eines vollwertigen AAA-Spiels verkaufen. Und dann ist es wirklich fraglich, wie viele Leute bereit wären so viel Geld dafür auszugeben. Enderals Vorgänger, Nehrim - Am Rande des Schicksals, eine Total Conversion für Oblivion, wurde zwar mehr als eine Millionen Mal gedownloadet, aber diese war ja auch kostenlos (was Enderal ebenso bleibt).

Wie man sieht, gab es bei der Umsetzung von Valves und Bethesdas Idee also viele Probleme und ehrlich gesagt, sie wurde einfach nicht sonderlich gut ausgearbeitet und zu plötzlich auf den Markt geworfen. Es gab einfach zu viele Unklarheiten und Dinge, die man nicht bedacht hatte. Es wurde einfach versucht das Greenlight-Prinzip auf den Modding Bereich anzuwenden und das leider, ohne die Unterschiede zu bedenken. Als Resultat war der Aufschrei der Community riesig und das Projekt wurde schneller wieder verworfen als es entstanden ist.

Und ja, das war nur die Einleitung, das was ich denke, dass ihr wissen müsst, um das eigentliche Thema zu verstehen: Es geht mir nämlich um den besagten Shitstorm. Denn die Leidtragenden waren nicht Valve und Bethesda, obwohl auch die einiges an Protestmails bekommen haben. Die Leute, die am härtesten getroffen wurde, waren die Modder, die ihre Produkte verkaufen wollten. Sie wurden aufs Übelste dafür beschimpft, ihnen wurde Verrat an der Community vorgeworfen (und das waren noch die netten Dinge). Einige bekamen sogar Morddrohungen! Und das ist der Moment in diesem Text, an dem ich mir jedes Wort zweimal überlegen muss bevor ich es schreibe, denn sonst artet das hier in etwas aus, das mein guter Freund JXCold als "Rant" oder "Hate" bezeichnen würde.
Was bilden sich diese Leute eigentlich ein? Ich weiß, das ist nichts Neues im Internet und ich sollte eigentlich gelernt haben mich über sowas nicht aufzuregen. Tue ich aber! Diese Leute haben jahrelang Stunden über Stunden ihrer Freizeit in Projekte gesteckt, nur um uns ein schöneres Spielerlebnis zu ermöglichen! Sie haben nichts als Gegenleistung dafür verlangt. Und das ist der Dank? Sie entscheiden sich für etwas, dass euch (und damit meine ich die Leute, die sich so absolut widerwärtig verhalten und diesen Leuten drohen, sie beschimpfen und niedermachen. Alle anderen, fühlt euch bitte nicht angesprochen) nicht passt und ihr stecht ihnen eiskalt in den Rücken? Was bildet ihr euch ein? Stellt euch mal bitte vor euer größtes Idol kommt zu euch und sagt: "Hey, ich finde es toll was ihr da tut. Ich möchte dich bei einem Projekt von uns dabei haben und wir wollen, dass du für deine Arbeit bezahlt wirst." Seid ehrlich zu euch selbst und fragt euch ob ihr das ablehnen würdet. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass der Großteil von euch das freudig annehmen würde. Und das ist auch okay. Denn wer träumt denn nicht davon den Lebensunterhalt mit etwas zu verdienen, das einem Freude bereitet? Etwas, bei dem man leidenschaftlich bei der Sache ist. Werft ihr auch Progamern vor, dass sie ihren Lebensunterhalt mit Gaming zu verdienen? Das ist schlichtweg nicht eure Sache. Und ihr habt ehrlich gesagt auch nicht das Recht sie dafür zu verurteilen. Denn ihr habt jahrelang die Früchte der Arbeit dieser Modder genossen und musstet nichts dafür tun. Ja, sie wollten, dass ihr das Werk verbreitet, in dem ihr auf "Endorse" klickt. Ja, ihr habt dazu beigetragen, dass es sich verbreitet. Aber es hat auch nie etwas gekostet. Ihr hattet viele Stunden Spaß und Freunde und musstet nichts dafür tun. Das Mindeste, dass ihr diesen Leuten schuldet, ist Respekt und Dankbarkeit. Denn das haben sie für diese Leistung verdient. Was sie keinesfalls verdient haben, sind Beleidigungen, Anfeindungen und vor allem keine verfluchten Todesdrohungen? Das ist der Gipfel der Dreistigkeit, um es mal sehr freundlich auszudrücken. Es ist ein Armutszeugnis. Ihr erntet die Früchte ihrer Arbeit und wenn die auf eine andere Weise erledigt, als ihr es wollt, dann fallt ihr ihnen in den Rücken. Und das schlimmste ist: Ihr tut das, weil ihr das System scheiße findet. Wenn euch das System nicht gefällt, dann unterstützt es nicht. Ich kann hier nur den Youtuber Gopher zitieren, denn treffender kann ich es nicht formulieren: "Wenn euch das System nicht gefällt, dann unterstützt es nicht. Ihr könnt sagen: Hey Chesko, ich finde deine Mods super und bin dir dafür dankbar, aber das will ich einfach nicht mitmachen." Ihr müsst diese Mods nicht kaufen. Ihr müsst das System nicht unterstützen. Das würde eine deutlichere Nachricht schicken als eure kindischen Beleidigungen. Und es wäre legitim. Aber Leute zu bedrohen und niederzumachen, nur weil euch ihre Entscheidung nicht passt, das ist einfach ein NoGo! Sie haben das Recht mit ihrem Content zu machen was sie wollen. Und ihr habt das Recht zu entscheiden ob ihr das unterstützen wollt. Aber nichts gibt euch das Recht andere Menschen derart unter Druck zu setzen. Damit habt ihr einfach eine Grenze überschritten, die man nicht überschreiten sollte. Ihr sagt, dass bezahlte Mods die Community zerstören? Wisst ihr was eine Community noch mehr zerstört? Wenn ihr die Leute, die ihr Herzblut und ihre Freizeit dafür opfern euch tollen Content zu liefern, fertig macht und sie aus der Szene vertreibt. Denn ich wette der Großteil von euch, sind Konsumenten, keine Produzenten. Chesko hat inzwischen seinen Reddit Account gelöscht und seinen Twitter Account ebenso. Er hat seinen Content vom Skyrim Nexus entfernt. Ich hoffe ihr seid stolz darauf. Denn eine Standsäule der Community zu vertreiben, hat sicher geholfen sie zu verbessern. Ganz große Klasse.
Und ein Nachwort an Valve: Wenn euch jemand, der euch seinen Content für euer Projekt zur Verfügung stellt, darum bittet, dass ihr seinen Content entfernen möget, dann antwortet ihm nicht, dass ihr das nur macht, wenn man euch rechtlich dazu zwingt. Das kommt nämlich extrem scheiße rüber. Just sayin'!

Ich weiß, auf viele, die das lesen werden, trifft das nicht zu. Aber es musste gesagt werden. Und ich hoffe, dass ich mich nicht zu sehr in der Sprache vergriffen habe. Denn wenn man etwas kritisiert, sollte man versuchen es besser zu machen. Und diesen Anspruch habe ich an mich und die Qualität meines Contents. Aber wenn Interesse besteht, dann schreibe ich für euch gerne noch mal ganz unverblümt was ich mir gedacht habe. Das wird dann aber wirklich nicht hübsch.
Anbei noch einige Links zu dem Thema:

Gophers Video zu der Thematik (ENGLISCH): https://www.youtube.com/watch?v=MaQTgYCRS2w
Cheskos Post dazu (ENGLISCH): http://www.reddit.com/r/skyrimmods/comments/33qcaj/the_experiment_has_failed_my_exit_from_the/
Reddit Thread mit Gabe Newell zum Thema (ENGLISCH):  https://www.reddit.com/r/gaming/comments/33uplp/mods_and_steam/?sort=qa
Interview mit einem SureAI Entwickler: http://www.gamestar.de/spiele/the-elder-scrolls-5-skyrim/artikel/enderal_entwickler_zu_bezahlten_mods,45309,3085218.html

Das sind so die wichtigsten Beiträge zu dem Thema. Links zu deutschen Foren, in denen das diskutiert wurde, füge ich bei Wunsch hinzu.
Und fühlt euch frei auf meiner Facebookseite oder in den Kommentaren darüber zu diskutieren. Bleibt dabei aber bitte möglichst konstruktiv.
Und über Feedback über diese Kategorie und ob ich mehr davon machen soll würde ich mehr sehr freuen.

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